Was mit einem Meerschweinchen in der Kinderfreizeit begann, mit Katze Lilly in meiner Realschulezeit weiterging und über viele, viele zwei- und vierbeinige Tiere und Fische hinaus bis heute anhält, ist mein Leben mit Tieren. Heinz Sielmann, Michael Grzimek und derne Kollegen zählten zu meinem Fernsehprogramm. Zu lesen und schauen gibt es "National Geografik" mit wunderschönen und spannenden Fotos. Die Welt mit seinen Tieren und Naturspektakeln holte ich von Kindesbeinen an zu mir, bevor ich diese Welt dann mit meinen Reisen hautnah erleben durfte und darf. Mein Blog "mehr als ein halbes Leben" stellt Hintergründen meiner aktuellen Arbeit mit Hunden vor. Denn vor jedem Gehorsam steht für mich der Charakter, die Veranlagung und das Bedürfniss des Tiers.

Vögel im goldenen Käfig
Mehr denn je beschäftigen sich Menschen mit den Veranlagungen verschiedener Hunderassen. Weniger denn je verstehen sie diese. Wer Hunde entsprechend der ihnen zugedachten Aufgabe arbeiten und leben gesehen hat, der findet keine Alternativen für dieses artensprechende Tun. Rechtfertigungen entschuligen zunehmend das "Fehlverhalten hochspezialisierter Hunderassen". Was wäre denn auch einfacher, als dieses Fehlverhalten auf "Sturheit, Rasse, Lebensumstände und/oder Herkunft" zu schieben. Schlicht und ergreifend liegt vieles an falsch betreuten Entwicklungsphasen der Junghunde, falsch gehandhabten Eingewöhungszeiten von Hunden aus dem Tierschutz und auch an der Fehleinschätzung der Menschen sich selbst gegenüber.
Virtuelle Expertenflut und deren Flutopfer
Heute ist der Beruf des Tiertrainers, der Tiertrainerin mit einer Zulassung §11 verbunden. Diese Zulassung kann jeder, jede am zuständigen Landratsamt anmelden und auch bestehen. Erschreckend - immer mehr zugelassene TrainerInnen stellen eine "Prüfung nach §11" auf Ihre Seiten oder Qualifikationslisten. Die Zulassung nach §11 ist keine Qualifikation, sie ist schlicht und ergreifend eine Arbeitserlaubnis. Der Paragraph 11 befasst sich mit dem Tierschutz und enthält verschiedene Unterparagraphen für die Arbeit, das Züchten, das Beherbergen, das Vermitteln, etc. von Tieren. Grundlage eines jeden Umgangs mit Tieren.
Instagram und Facebook, TikTok viele weitere Kanäle geben Weisheiten über das "richtige Erziehen, Führen, Ernähren, und eigentlich alles was wir (nicht) wissen wollen" weiter. Vor lauter Eifer stellen HundetrainerInnen Methoden und Arbeiten vor, in denen bereits Welpen nicht mehr Welpe sein dürfen. Es werden Triebe mit Erziehung getauscht und das natürliche Erleben und Explorieren der Jungtiere Stück für Stück kaputt gemacht wird. Ohne eigene Erfahrungen machen zu dürfen, brechen die Hunde in der Pupertät aus und wehren sich gegen diese übergriffigen Erziehungsmaßnahmen. Doch dann wird auch dies als "normal" verkauft. Welch ein Quatsch und Grund dafür, meine in der Natur wiederzufindenden Grundlagen aufzuschreiben.

Wolfrudel erleben um mit Hunden zu arbeiten
Im Wolfrudel findet eine sensible Kommunikation statt. Diese Feinheit haben unsere Hunde verlernt, weil sie dies auch nicht mehr für ihr (Über)Leben brauchen. Dafür haben Haushunde großartige Fähigkeiten sich auf uns Menschen einzustellen. Dafür benötigen unsere Hunde authentisch handelnde Menschen. Menschen die verstehen, wie ihre Hunde verstehen und was uns die Hunde zu verstehen geben wollen. Akustikbefehle sind schwierig zu lernen. Die Theorie "mit einem Hund in der Pubertät ist nichts mehr anzufangen, er hat alles verlernt" spricht man den Hunden quasi jede Entwicklung ab. Gravierender Weise spricht ein Trainer, eine Trainerin mit dieser Aussage jedoch auch sich selbst jedes Wissen um die Entwicklungsphasen, die Exploration und das artgerechte Fördern eines Hundes ab. Im Wolfrudel gehen die Jungwölfe allmählich mit auf die Jagd und werden in die wichtigste Aufgabe innerhalb eines Rudels eingeführt. Auch das eigene Überleben eines pubertären Jungtieres hängt davon ab, wieviel produktive Informationen es bis dahin nachhaltig und verständlich lernen durfte. Rudeltiere sind nur in der Gemeinschaft überlebensfähig. Diese Anbindung entwickelt jedes verstandene und richtig geförderte Rudeltier. Es wendet sich unter keinen Umständen freiwillig von seinem Rudel ab. Auch in Freiheit lebende Caniden verlassen zu diesem Zeitpunkt nicht die Gemeinschaft. Wissenschaftlich bewiesen ist, Hunde entsprechen mehr den menschlichen Familienstrukturen als Affen.
Anmerkung: Der Weg erwachsen zu werden ist bei den meisten Säugetieren ähnlich. Ein Mensch, der als Kind ständig dressiert und geformt wurde, entspricht nicht dem Menschen der er geworden wäre, hätte er Kind sein dürfen, Fehler machen und damit lernen dürfen um dann als Jugendlicher auf Lernen, Tun und Experimentieren im familieären Rahmen zu bauen. Ein Mensch, der seinen Fähigkeiten entsprechen eine eigene Richtung finden darf, ist das Ziel vieler Eltern. Warum vergessen wir das bei unserem besten und treuesten Freund, dem Hund?
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